Erkenntnisse des Gartner Supply Chain Symposium
Das Gartner Supply Chain Symposium/Xpo ist zwar schon eine Weile vorbei, aber die Veranstaltung hat bei uns einen tiefen Eindruck hinterlassen. Für alle, die nicht in Barcelona dabei sein konnten, möchten wir einige der gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammenfassen und haben deshalb mit unserem Geschäftsführer Jens Peter Kempkes darüber gesprochen, was er inhaltlich von der Veranstaltung mitgenommen hat.
Wir haben schon viel über disruptive Ereignisse und deren Auswirkungen auf die Supply Chain geschrieben. Welche Eindrücke und Erkenntnisse hast du diesbezüglich aus Barcelona mitgenommen?
Die Unternehmen haben einige unerwartete Ereignisse erlebt. Jetzt ist die Bereitschaft groß, „Unsicherheit“ explizit als integralen Bestandteil der Planung zu betrachten. Dazu sind sie bereit, alte Zöpfe abzuschneiden und eine strukturelle Reorganisation ihrer Beschaffung, Produktion und Distribution voranzutreiben.
In diesem Zusammenhang sollte die gesamte Planung als Netzwerk betrachtet werden, das es ganzheitlich zu optimieren gilt. Eine klare Strategie mit formalisierten Prozessen ist dabei ebenso wichtig wie die Unterstützung durch intelligente Werkzeuge, die auf Basis von Daten zur Entscheidungsfindung eingesetzt werden können. So können Unternehmen flexibel auf Kostenveränderungen bei Supply-Chain-Faktoren, auf globale Risiken oder z.B. auf veränderte Nachhaltigkeitsanforderungen reagieren, um nur einige Beispiele zu nennen.
Du hast gerade die Unterstützung durch intelligente, datenbasierte Werkzeuge erwähnt. Was kannst du uns darüber sagen, wie Unternehmen diese Techniken einsetzen?
Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren datengestützte Systeme eingeführt, um mehr Transparenz und bessere Planungsergebnisse zu erzielen. Die Ergebnisse sind jedoch durchwachsen. In einigen Fällen wiegen die erwarteten Effekte hinsichtlich Resilienzgewinn und Kosteneffizienz den Aufwand für die Einführung der Systeme nicht auf. Zudem fehlen nicht selten Schlüsselkomponenten, wie zum Beispiel Mechanismen um nachfrageseitige Signale in ein konkretes Versorgungsmanagement zu übersetzen.
Viele Verantwortliche stellen daher ihre bisherigen Technologieentscheidungen auf den Prüfstand. Es gilt ein ganzheitliches Modell zu finden, das alle Prozesse und die Organisation in ihrer Gesamtheit abbildet. Erst dann kann die unterstützende Technologie ihre volle Wirkung entfalten.
Es wird also zu schnell über Technologie und zu wenig über Prozesse und Strategie gesprochen?
Auf jeden Fall. Technologie wird oft zu früh eingeführt. Wenn aber die Grundlagen nicht gelegt sind, kann sie nie ihre volle Wirkung entfalten. Das fängt damit an, dass die Anwender*innen die Vorteile des Systems verstehen müssen. Dies erreicht man, indem man sie rechtzeitig vor der Einführung einbezieht und ihnen die Möglichkeit gibt, den Prozess aktiv mitzugestalten.
Natürlich spielt auch die Schulung eine entscheidende Rolle, damit ein neues System möglichst effizient genutzt wird. Wichtig ist zudem, dass dieser Prozess von der Unternehmensleitung unterstützt und gefördert werden muss.
Ist dies nicht der Fall, werden neue Systeme oft nicht flächendeckend und in vollem Umfang genutzt. Dies kann man immer wieder sehr gut daran erkennen, wenn in einzelnen Abteilungen längst verwaiste Anwendungen, wie z.B. eigens erstellte Excel-Dateien, wiederbelebt werden.
Auf Bewährtes und Bekanntes zurückzugreifen, wie die Excel-Tabellen aus dem oben genannten Beispiel, ist ein allzu menschlicher Impuls. Es geht darum, die Kontrolle zu behalten. Vor diesem Hintergrund wird GenAI von vielen Mitarbeitenden als Bedrohung empfunden. Wie war der Tenor zu GenAI auf der Veranstaltung?
Auch der Hype um die KI wird allmählich einem Realitätscheck unterzogen. Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine Ansammlung von einzelnen, sich teilweise überlappenden KI-MVPs keinen Mehrwert generieren wird. KI muss vollständig in den Digital Operations Technologiearchitektur integriert werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten und zur nachhaltigen Wertschöpfung eines Unternehmens beizutragen.
Gelingt dies, kann die Art und Weise, wie Mitarbeitende auf Daten zugreifen oder Prozesse initiieren können, radikal vereinfacht werden. Ein Beispiel dafür ist die Sprachsteuerung. Wer mit Star Trek aufgewachsen ist, hat in der Vergangenheit vielleicht darüber geschmunzelt, wie die Menschen dort mit dem Computer gesprochen haben und nie geglaubt, dass eine nicht formalisierte Anfrage an ein System jemals zu sinnvollen Ergebnissen führen kann – heute sind wir auf dem besten Weg das dies möglich ist.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen so immer weniger spezifische Systemkenntnisse, um ihre Arbeit gut und effizient zu erledigen. Das verkürzt die Einarbeitungszeit und ist für Unternehmen sicher auch ein Schritt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
GenAI wird also in Zukunft eher die Fachkräfte befähigen, indem sie die Steuerung erleichtert, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichzeitig von Routineaufgaben entlastet, so dass sie ihre Expertise zur Lösung von Problemen einsetzen können, für die die IT-Routinen noch nicht ausreichen.
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Du hast das Thema Daten und Zugang zu Daten angesprochen. Ohne Daten ist jedes System wertlos. Was ist beim Umgang mit Daten besonders wichtig?
Daten sind der wichtigste Erfolgsfaktor bei der Nutzung neuer Technologien. Unternehmen sollten daher nicht nur sicherstellen, dass Daten aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden, sondern auch, dass jeder im Unternehmen Zugang zu ihnen hat.
Die Diskussion in den Unternehmen sollte sich weniger um die Daten selbst, deren Beschaffung und Zugang drehen, sondern vielmehr um die Erkenntnisse, die aus den Daten gewonnen werden können, und die Handlungen, die sich daraus ableiten lassen. Mit anderen Worten: „Lassen Sie die Daten frei fließen, damit ein datengestütztes Entscheidungsunterstützungssystem sein volles Potenzial entfalten kann!“
Ok, verstanden. Daten und deren Zugang sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Welche gibt es noch?
Funktionsübergreifende Teams. Erfolgreiche End-to-End-Projekte erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Zulieferern. Dies setzt Vertrauen und den Austausch von Daten voraus. Viele Transformationsprozesse scheitern an Silo-Denken und Protektionismus. Und wie bereits erwähnt, geht es nicht ohne die Unterstützung des Managements.
Ein weiterer Faktor darf nicht vergessen werden: „Kenne deine Kunden“. Die „Pflicht“, also die Kernaufgaben, beherrschen die meisten Unternehmen. Zu wissen, welche weiteren Faktoren dem Kunden einen spürbaren Mehrwert bieten, ist die „Kür“, mit der sich Unternehmen differenzieren können – seien es beispielsweise zusätzliche Dienstleistungen oder die Art der Verpackung.
Auf der Veranstaltung wurde ein schönes Beispiel genannt, bei dem ein Medizintechnikunternehmen in einen Operationssaal geschickt wurde, um zu verstehen, was ein Operationsteam vor Ort braucht und was man seitens der Supply Chain tun kann, um die Arbeit des medizinischen Teams zu erleichtern. Das sind Erfahrungen, die man nicht am grünen Tisch im heimischen Unternehmen machen kann.
Vielen Dank, Jens, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast.
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In unserem Factsheet „Warum Supply Chain Analytics?“ finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Arten der Lieferketten-Analyse. Sie erfahren, wie Supply Chain Analytics funktioniert und wie es helfen kann, die Lieferketten Ihres Unternehmens zu optimieren.
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