Welche Trends
bestimmen die
Entwicklung in 2022
Einer der wenigen Bereiche in unserem Leben, die in den letzten zwei Jahren von der Pandemie profitiert haben, war unser Zuhause. Da wir gezwungen waren viel mehr Zeit in unseren eigenen vier Wänden zu verbringen, haben viele ihr Domizil neu gestaltet – und hierbei erlebten Vintage-Möbel ein Comeback. Aufgrund der massiven Disruptionen der globalen Lieferketten waren viele Einrichtungsgegenstände nicht lieferbar. Anstatt also darauf zu warten, dass der neue Sessel endlich geliefert wird, wurde der alte – vermeintlich hässliche – Sessel, der seit Jahrzehnten im Keller stand, entstaubt, neu gepolstert und schwupp – ein neuer Sessel. Eine nette Idee, vielleicht – aber kaum für die Einrichtungsbranche. Während die Verbraucher*innen nun zu Jahresbeginn auf die für 2022 vorhergesagten Mode-, Wohn- und sonstige Trends achten, konzentrieren sich die Unternehmen auf ganz andere, nämlich auf die Trends, die ihre Lieferketten für das kommende Jahr beeinflussen werden. Denn ohne funktionierende Lieferketten wird es keine Trends geben, an denen sich die Verbraucher*innen erfreuen können.
Nach vorne schauen – und nicht zurück
Die vergangenen zwei Jahre waren für viele Unternehmen ein steiniger Weg. Die COVID-19-Pandemie, die Naturkatastrophen wie das Hochwasser in Westdeutschland, die Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff Evergreen, der Brexit oder die Hafenschließungen in Südostasien, der Arbeitskräftemangel in vielen Branchen – die Liste solcher Ereignisse ist lang. Einige davon waren unvorhersehbar und führten zu Unterbrechungen der Versorgungskette in einem noch nie dagewesenen Ausmaß: Die für die Produktion bestimmten Rohstoffe stapelten sich in den Häfen Südostasiens, die Produktionslinien kamen zum Stillstand, die Lieferungen verzögerten sich auf unbestimmte Zeit, usw.
Doch damit nicht genug: Auch die Einstellung der Verbraucher*innen hat sich allmählich geändert. Endverbraucher*innen achten jetzt beim Kauf stärker auf ökologische und ethische Aspekte, so dass sich auch die Unternehmen auf die neuen Anforderungen der Kund*innen einstellen müssen. Im Grunde ging es in den letzten beiden Jahren vor allem um eines: den Sturm so gut wie möglich zu überstehen. Einige Unternehmen hatten mehr damit zu kämpfen als andere und mussten sich eingestehen, dass sie ihre Planungsprozesse dringend anpassen müssen, wenn sie auf ihren jeweiligen Märkten weiterhin behaupten wollen. Das Motto für das Jahr 2022 lautet daher: „Florieren statt überleben“. Hier sind deshalb einige der Supply-Chain-Trends, die wir für das kommende Jahr erwarten können….
Mehr Diversifizierung in den Lieferketten
Bislang haben sich die Unternehmen in der Regel auf einen oder zwei große liefernde Lieferunternehmen und Logistikdienstleister verlassen und sich darauf konzentriert, ihre Waren an eine begrenzte Anzahl von Kund*innen oder nur auf einem Markt zu vertreiben. Diese übermäßige Abhängigkeit von einigen wenigen Handelspartnern hat sich in den letzten zwei Jahren als äußerst nachteilig für die Unternehmen erwiesen. Die Unternehmen konzentrieren sich nun darauf, neue Märkte zu erschließen, ihre Lieferantenbasis zu erweitern und nach alternativen Logistikanbietern zu suchen, um ihre Lieferketten resilienter, flexibler und agiler zu gestalten. Darüber hinaus suchen sie auch nach Lieferunternehmen, die näher an ihrem Standort ansässig sind, um sicherzustellen, dass ihre Lieferkettenpartner näher an ihren Kund*innen sind. Außerdem werden die Unternehmen auch nach Partnern suchen, die die richtigen technologischen Fähigkeiten, wie z. B. fortschrittliche Analyse anbieten, um ihre eigene Lieferkette weiter zu stärken.
Bewältigung des Arbeitskräftemangel
Ein Problem, das die jüngsten Lieferkettenstörungen ans Licht gebracht haben, ist der Arbeitskräftemangel in vielen Sektoren. Dies wurde deutlich, als zahlreiche Arbeitnehmer*innen in Asien erkrankten oder sich aufgrund der Pandemie selbst isolieren mussten. Ein weiteres Beispiel ist der Mangel an Fahrer*innen im Vereinigten Königreich, da viele von ihnen nach dem Brexit in ihre Heimatländer in der EU zurückkehrten. Generell sind die Lieferketten jedoch aufgrund ihrer Digitalisierung und der Einführung neuer Technologien, insbesondere in der Produktion, komplexer geworden. Außerdem verlangen die Kund*innen eine bessere Qualität der Waren und Dienstleistungen und eine schnelle Lieferung. Die Unternehmen brauchen Mitarbeiter mit den richtigen technischen und physischen Fähigkeiten, um mit den Anforderungen Schritt zu halten und widerstandsfähig zu bleiben.
Ein Unternehmen kann nur erfolgreich sein, wenn es über genügend Arbeitskräfte mit dem richtigen Know-how verfügt. Die Regierungen werden eng mit der Industrie zusammenarbeiten müssen, um bessere und schnellere Ausbildungsprogramme in den notwendigen Bereichen anzubieten und so die Unternehmen zu unterstützen, damit diese ihrerseits mehr Anreize bieten können, – von höheren Gehältern über bessere Arbeitsbedingungen bis hin zu (Um-)schulungsmöglichkeiten sowohl für bestehende als auch für neue Arbeitskräfte.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist heute das Schlagwort im Handel. Schon jetzt kennzeichnen viele Unternehmen ihre Produkte mit dem Label „Sustainable Product„. Die Kund*innen legen mehr Wert auf nachhaltige Produkte und schauen genauer hin, woher sie kommen und unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden. Die Unternehmen haben keine andere Wahl, als diesen Anforderungen nachzukommen. Das bedeutet, dass die Lieferketten umweltfreundlicher werden – vom Produktdesign über die Auswahl der Materialien, die Herstellung, die Produktlebensdauer, die Verpackung, den Transport, usw. Diese Veränderungen werden in der gesamten Lieferkette zu spüren sein, auch bei denjenigen, die normalerweise keinen direkten Kontakt zu den Endkund*innen haben.
Es geht jedoch nicht nur um die Frage, wie „grün“ die Lieferkette ist, sondern auch darum, wie ethisch sie ist. Die Verbraucher*innen achten beim Kauf ihrer Waren auch auf moralische Werte. Wurde das Produkt unter fairen Bedingungen hergestellt? Wurde es in einem Land hergestellt, in dem Menschenrechte verletzt werden? Zusammen mit dem neuen Lieferkettengesetz bedeutet dies, dass Unternehmen ihre Lieferketten neu bewerten und gegebenenfalls überarbeiten müssen, um die Anforderungen von Verbraucher*innen und Regierungen zu erfüllen, wenn sie ihr nachhaltiges Image wahren wollen.
Transparenz und somit Resilienz
Letztlich müssen die Lieferketten transparenter und damit widerstandsfähiger sein als bisher, damit die Unternehmen Risiken und Kosten mindern und wettbewerbsfähig bleiben können. Die gesamte Lieferkette von oben nach unten muss transparent sein, damit Supply Chain Manager bei veränderten Rahmenbedingungen oder neuen Anforderungen schnell Anpassungen vornehmen, Risiken in der Kette erkennen und rechtzeitig Notfallpläne umsetzen können. Im Jahr 2022 wird es nicht so sehr um Supply Chain Management, sondern viel mehr um Supply Chain Risk Management gehen.
Digitalisierung
Dies wird wahrscheinlich der wichtigste Lieferkettentrend überhaupt. Ohne Digitalisierung wird es schwierig sein, den anderen oben beschriebenen Trends nachzukommen .
Einer der Hauptgründe, warum viele Unternehmen während der COVID-Krise zu kämpfen hatten, ist, dass sie kein optimales Planungssystem hatten und sich stattdessen auf manuelle Planung für ihre Planungsprozesse verließen. Solange alles wie erwartet lief, funktionierte dies recht gut. Aber die Planungen mit einer Excel-Tabelle, zum Beispiel, sind sehr eingeschränkt. Die Pandemie hat bewiesen, dass die Unternehmen, die eine digitale, vor allem optimierungsbasierte Lieferkette betreiben, einen klaren Vorteil gegenüber denen haben, die dies nicht tun.
Im Jahr 2022 wird die Zahl der Unternehmen, die verstärkt in fortschrittliche Technologien wie KI-gestützte Analysen investieren, um die Transparenz und Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferketten zu verbessern, sprunghaft ansteigen. Aber was genau ist mit dieser Art von Analysen gemeint?
Kann Supply Chain Analytics die Lösung sein?
Mit Hilfe von Supply Chain Analytics sind Unternehmen in der Lage ihre Planungsprozesse wesentlich effektiver gestalten. Im Falle einer Störung können Unternehmen dann schneller eingreifen und entsprechend reagieren. Auch langfristige strategische Veränderungen lassen sich auf der Grundlage fundierter Entscheidungen viel leichter umsetzen. Dies kann ein entscheidender Vorteil in Märkten sein, in denen der Wettbewerb immer stärker zunimmt. Zwei Formen der fortgeschrittenen Supply Chain Analytics sind:
Predictive Analytics
Die prädiktive Analyse hilft vorauszusehen, was in der Zukunft wahrscheinlich passieren wird. Dies geschieht auf Basis historischer und aktueller Daten und mit dem Einsatz fortschrittlicher Mathematik und komplexer Algorithmen. Die so geschaffene Transparenz ermöglicht es, Trends zu ermitteln und Strategien im Vorhinein anzupassen. Fragen wie „Wie wird sich eine Naturkatastrophe in einer bestimmten Region auf die Verfügbarkeit und Kosten von Waren auswirken?“ oder „Wie wird der Absatz meines Produktes bei einer schlechten Wetterprognose für den Sommer ausfallen?“ können so beantwortet werden.
Prescriptive Analytics
Die präskriptive Analyse nutzt Methoden wie mathematische Optimierung, Algorithmen und den Einsatz von Solvern sowie maschinelles Lernen, um komplexe Szenarien durchzuspielen und optimale Entscheidungen für die Lieferkette zu treffen. So können z. B. Standortfragen für neue Produktionsstätten oder Lager, aber auch die Routenplanung für eine nachhaltige Logistik bestimmt werden.
Weitere interessante Beiträge
Next Level Supply Chain Risk Management – nicht nur in 2022 ein Trend
Predictive und Prescriptive Analytics arbeiten umso effektiver, wenn sie zusammen zum Einsatz kommen. Eine Optimierungsplattform wie OPTANO, die mathematische Optimierung einsetzt, nutzt diese beiden Analyseformen um die Qualität Ihrer Pläne zu verbessern. So können Sie sicherstellen, dass Ihre Lieferkette auch bei größeren, unvorhergesehenen Störungen transparent und proaktiv bleibt. OPTANO bietet Ihnen eine solide Entscheidungsgrundlage, die es Ihnen ermöglicht, die besten Ergebnisse für Ihre Supply Chain-Herausforderungen zu erzielen und Ihr Supply-Chain-Risikomanagement im Jahr 2022 reaktionsschnell und effizient zu gestalten. Erfahren Sie mehr über die Vorteile von Supply Chain Analytics in unserem Factsheet „Warum Supply Chain Analytics?“, das Sie hier downloaden können. Sie haben weitere Fragen und möchten beraten werden? Dann kontaktieren Sie Dr. Dominik Hollmann.
Also sind Vintagemöbel dieses Jahr „out“?
Eher nicht! Denn schließlich ist Nachhaltigkeit auch ein Trend – sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen. Aber wenn Sie, so wie ich, gerne in Zeitschriften und Möbelhäusern stöbern, um sich für Ihr Zuhause inspirieren zu lassen, werden Sie feststellen, dass es auf dem Markt viele neue, spannende Wohnaccessoires und Möbel gibt, die Sie mit Vintage-Stücken kombinieren können. Und wenn sich die Unternehmen auf den Einsatz fortschrittlicher Lieferkettenanalysen konzentrieren, dann sollten bald wieder die von uns gewünschten Artikel hoffentlich in den Regalen zu finden sein.
Kennen Sie schon unser Factsheet zum Thema?
In unserem Factsheet „Warum Supply Chain Analytics?“ finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Arten der Lieferketten-Analyse. Sie erfahren, wie Supply Chain Analytics funktioniert und wie es helfen kann, die Lieferketten Ihres Unternehmens zu optimieren.
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